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Wandel - wie weiter?

Autorenbild: CPV VorarlbergCPV Vorarlberg

Christliche Gemeinschaften schrumpfen - was kann ich tun?

 

Meine Lieben Freunde,

Ich war beim Abschied von Kardinal Schönborn in Wien am 18. Januar 2025 bei dem er folgendes über die Situation des Christentums in Österreich sagte:

„Ich empfinde heute besonders schmerzlich den Kontrast zwischen dem freudigen Fest des Dankes, das wir feiern, und dem großen Abschied, den in unserem Land so viele Menschen meist stillschweigend von der Kirche vollziehen, allein 2023 waren es 85.000! So frage ich mich: Wie sieht eine ehrliche Bilanz meiner drei Jahrzehnte des Dienstes aus? So schnell, wie die katholische Kirche bei uns schrumpft, so rapid wächst die Zahl der Menschen ohne religiöses Bekenntnis. Andere Religionsgemeinschaften wachsen ebenfalls, etwa der Islam oder auch die vielen zugewanderten Christen aus Osteuropa und aus dem Mittleren Osten“.

Diese wichtige Beobachtung von Kardinal Schönborn hat mich sehr betroffen gemacht, so dass ich selber Klarheit schaffen wollte, was  mit den Menschen in unserem Land ist. Wieso haben die Menschen kein Vertrauen mehr an die Christlichen Gemeinschaften in Österreich.

 

Eine Harvard Universität Untersuchung (Brain and Spirituality 2021) hat bewiesen, dass jeder Mensch von Geburt her spirituelle Fähigkeiten hat. Im Gehirn (PAG Periaqueductal Gray Forebrain and the lower brainstem) sind spirituelle Grundlagen vorhanden und von unserem Schöpfer dargelegt. D.H. Kein Mensch ist von Geburt her Atheist, eine ungläubige oder gleichgültige Persönlichkeit, usw. Jeder Mensch hat die Anlage spirituelles Denken zu entwickeln oder spirituelle Erfahrung zu machen. Spirituelle Bindung und Berührung ist immer möglich und offen für Gottes Kinder. Nach dieser Harvard Untersuchung, gibt es vier Dinge, die wir brauchen, um dieses (spirituelle) Potenzial von Kindheit her zu entwickeln, oder unsere Liebesfähigkeit zu vertiefen.

1. Liebe.

2. Vorbilder. 

3. Zeit.

4. Leiden.

 

 1. Liebe

 Die Taufe, die alle christliche Gemeinschaften verbindet, ist einfach eine Liebeserklärung von Gott. „Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter; den oder der ich auserwählt habe.“ Bei der Taufe schaut Gott dich an, wer immer du seiest, so, wie du bist, ganz persönlich. Er ruft dich bei deinem Namen, er sieht dich und versteht dich, wie er dich schuf. Er weiß, was in dir ist, kennt dein Fühlen und Denken, weiß um deine Anliegen und Wünsche. Er sieht dich an deinem Tag der Freude und an deinem Tag der Trauer. Er fühlt deine Hoffnungen und Prüfungen. Er nimmt Anteil an deinen Ängsten und Erinnerungen. Er umfängt dich ringsum und trägt dich in seinen Armen. Er liest in deinen Zügen, ob sie lächeln oder Tränen tragen, ob sie blühen an Gesundheit oder welken an Krankheit. Er schaut auf deine Hände und Füße voll Zärtlichkeit. Er horcht auf deine Stimme, vernimmt das Klopfen deines Herzens, fühlt deinen Atem.

 

Diese Liebeserklärung Gottes bleibt ewig!

 

Nach Hans Küng (Weltethos S. 132.) verkündigen alle Religionen diese Liebeskraft Gottes, die uns verbindet.

-       Konfuzius (ca. 551-489 v. Chr.): „Was du selbst nicht wünschst, das tue auch nicht

anderen Menschen an“ (Gespräche 15,23)

-       Rabbi Hillel (ca. 60 v. Chr.-10 n. Chr.): “Tue nicht anderen, was du nicht willst, das sie dir

tun“ (Sabbat 31a)

-       Jesus von Nazareth: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr

ihnen ebenso“ (Mt. 7,12; Lk. 6,31).

-       Islam: „Keiner von euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder oder ihrer

Schwester wünscht, was er oder sie sich selber wünscht“ (40 Hadithe von an- Nawawi

13).

-       Jainismus: „Gleichgültig gegenüber weltlichen Dingen sollte der Mensch wandeln und

alle Geschöpfe in der Welt behandeln, wie er oder sie selbst behandelt sein möchte“

(Sutrakritanga 1.11.33.).

-       Buddhismus: Ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, soll es auch

nicht für ihn sein; und ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, wie

kann ich ihn einem anderen zumuten?“ (Samyutta Nikaya V, 353.35-354.2 ).

-       Hinduismus: „Man sollte sich gegenüber anderen nicht in einer Weise benehmen, die für

einen selbst unangenehm ist; das ist das Wesen der Moral“ (Mahabharata X111.114.8)

(Hans Küng S. 140.)

-       Bahai: „Seid freundlich zu allen Völkern, kümmert euch um jeden Menschen, tut, was ihr

könnt, um die Herzen und Gemüter der Menschen zu läutern, und bemüht euch, jede

Seele zu erfreuen.“ (Abdul-Baha 1844-1921 S.22 Quelle der Hoffnung).

-       Natur Religion: „Wir alle stammen aus der gleichen Quelle und sind mit einander

Verbunden- (Afrikanische Animisten),

  

2. Vorbild

Ohne Vorbild können wir niemals die Botschaft und die Lebensinhalte der Spiritualität  verbreiten oder weiter geben.  Wichtig und notwendig ist die Basis des Vorbildes zu erkennen. Glaube, Moral, Dialogfähigkeit, Spiritualität, Menschenrechte, Welt und Klima Einstellung, ökumenische Weitsicht, können nur gelingen, wenn wir Vorbilder haben, die bereit sind, sie zu leben. Psychologisch ist es bewiesen. Ohne Vorbilder können wir niemals Liebesfähigkeit entwickeln. „Ich kann nicht einem Kind sagen, dass die heilige Kommunion gut ist und bleibe zu Hause. Keine Gesellschaft kann Tugend entwickeln, ohne Überzeugung und Glaubensklarheit.  

 

3. Zeit

Zeit spiegelt immer die jetzige  Strömung und herrschende Lebenssituation unserer Welt. Wenn unsre Welt nicht in die Lage ist, spirituelle Werte zu verbreiten, wie Dankbarkeit, Vergebung und Barmherzigkeit, Achtsamkeit, Lebensfreundlichkeit, Respekt gegenüber allen Lebenswesen, Teilen, Lebensmotivation und vor allem positive Energien, dann stirbt das Zusammenleben und die Solidarität aller Lebenswesen.

 

4. Leiden

Umgang mit Leiden gibt uns Hoffnung oder Resignation. Schenkt uns Verbundenheit oder Isolation. Gottes Vertrauen oder Gottes Abwesenheit. Akzeptanz der Realität oder Zweifel an allem. Gesunde Lösungen suchen, oder alles verdrängen und sich im Kreislauf oder Teufelskreis bewegen.


Gedanken von Bischof em. Mag. Dr. Johannes Okoro

anlässlich Mahlfeier Gottesdienst in Gaißau. 09.02.2025




 

 

 
 
 

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