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Stress und Belastung - wie damit umgehen

  • Autorenbild: CPV Vorarlberg
    CPV Vorarlberg
  • vor 1 Tag
  • 3 Min. Lesezeit

Stress und Belastung – wie damit umgehen?

 

Mitarbeitende bei Polizei und Rettungsorganisationen sind bei der Ausübung ihrer für die Gesellschaft so wichtigen Arbeit besonderem Stress und großen Belastungen ausgesetzt. Dabei ist es für sie wichtig, auf die psychische Gesundheit zu achten, um diese besonderen Herausforderungen bewältigen zu können. Dabei geht es aber nicht nur um das „Funktionieren“ im Sicherheits- und Rettungsdienst, sondern auch um das Familien- und Eigenleben.


Deshalb lud die CPV Österreich, Sektion Vorarlberg, am 25.11.2025, mit Beginn um 19:30 Uhr, ins Schützenhaus Rheintal zu einem Impulsvortrag und zum Gespräch ein. Als Referent konnte der ausgewiesene Experte MR Dr. Albert LINGG gewonnen werden.


MR Dr. Albert LINGG gab den Anwesenden aus den Reihen der Polizei, der Rettung, der Feuerwehr und des KIT einen Überblick über Erkenntnisse, Erkennen gefährdeter Kolleginnen/Kollegen oder Familienangehöriger sowie Achtung auf die eigene Situation und auch auf Möglichkeiten der Hilfeleistung und Inanspruchnahme von Hilfe. Er hob hervor, wie wichtig Vorsorge ist. Über viele Themen wie z.B. gesunde Ernährung, gesunder Körper uä. gibt es Aktionswochen, Veranstaltungen, TV-Sendungen uvm., wobei solche Aktivitäten zum Thema Seelenleben zu kurz kommen.


Es ist eine Zunahme an psychischen Störungen erkennbar, zumal einerseits Betroffene langsam offener darüber reden und andererseits mehr Daten dazu vorliegen. Diese psychischen Störungen wurden mittlerweile zur Zivilisations-krankheit der westlichen Welt. Je früher man mit Therapie ansetzt, um so besser sind die Heilungschancen.


Stress und Vereinsamung:

Die Wissenschaft untersucht Faktoren, die zu psychischen Erkrankungen, besonders in reichen Ländern, führen:

  • Stress – Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet, wobei diese Hormone bei langanhaltendem Stress krankmachend wirken, z.B. schädigt Cortisol die Gefäße im Körper;

  • Vereinsamung – durch das Einsamsein entsteht Stress, weshalb der Vereinsamung vorgebeugt werden muss;


Von schädlichem Stress sind vor allem die Berufsgruppen im Gesundheitswesen, Angehörige der Blaulichtorganisationen, Lehrer, Lokführer und Totengräber betroffen.


Statistiken sind oft nicht ausreichend aussagekräftig, da es auf die jeweilige Fragestellung und die Anzahl der Teilnehmer ankommt. Eine Umfrage der Mitarbeitenden aus dem Innenministerium ergab kürzlich, dass etwa 9 % der Befragten emotional gestresst sind, der überwiegende Teil der Befragten gab an, stressbelastet zu sein.


Die Statistik sagt auch, dass die Zahl bei Suiziden bei Männern 3 x höher ist als bei Frauen. Weiters begehen mehr ältere Menschen Suizid als jüngere.


Depression:

Merkmal von Depression ist der Verlust der Eigenschaft sich freuen zu können. Studien zu Depressionen sehen als Ausgangspunkte:

  • Körperliche Auslöser wie z.B. Bluthochdruck, Stoffwechselerkrankungen, Medikamentenunverträglichkeit uam.

  • Gemütskrankheit

  • Erschöpfungsdepression

  • Suchtthematiken z.B. Alkohol, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch ua.

  • Posttraumatische Belastungsstörungen

  • Familiäre Themen z.B. Scheidung, finanzielle Probleme

  • Sorge wie vereinbart man Beruf und Familie

  • Ausnahmesituationen die bei dramatischen Lagen etwa entstehen

  • Burn-Out ist oft schleichend hervorgerufen durch Arbeitsüberlastung oder belastende Lebenssituationen


Um genau abklären zu können ob eine Depression vorliegt, ist die ärztliche Anamnese wichtig.


Eigenverantwortung:

Jeder sollte für sich überlegen, was er selbst unternehmen kann, um mit An- und Überforderung umgehen zu können. Es gibt viele Angebote und Einrichtungen sowie professionelle Hilfe, wo man sich Unterstützung holen kann. Ebenso sollen erste Anzeichen von psychischen Problemen wie z.B. Schlafstörungen ernst genommen werden. Sehr hilfreich sind regelmäßig Bewegung in der Natur und Spiritualität.


Ebenso soll man der Gefahr einer Verbitterung entgegenwirken, in dem man lernt mit Kränkungen, die immer wieder passieren können, umzugehen.


Hilfe innerhalb der Kollegenschaft oder im Familienkreis:

Suchtverhalten: unbedingt ansprechen. Ebenso soll eine offene Kommunikation über psychische und seelische Belastungen gepflegt werden – Themen enttabuisieren. Miteinander reden, Gemeinschaft, Betroffenen die Hilfestellung zu erkennen geben oder auf professionelle Hilfe hinweisen und ermutigen sie zu beanspruchen.


Oft sind auch Themen in einer Organisation vorhanden, die angeschaut werden müssen:

  • Führungsstil – ist er autoritär oder kooperativ

  • Können Mitarbeiter*innen mitgestalten

  • Wertschätzender Umgang

  • Bestehender Personalmangel

  • Schlechte Kommunikation z.B. bei Organisationsänderungen

  • Bore-Out bei Langeweile auf Grund fehlender Arbeiten am Arbeitsplatz

  • Mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte, Kolleg*innen oder unterstelltem Personal

  • Kritik an der Organisation in der Öffentlichkeit, in sozialen Medien etc.

  • Dienstsystem – Schichtdienst, unregelmäßige Nachtdienste

  • Sind ausreichend Aus- und Weiterbildungsangebote vorhanden z.B. über Suchtverhalten, Umgang mit Stress uä.

  • Technische Überforderung am Arbeitsplatz

  • Gibt es Hilfsangebote


Ermutigung:

Gelingt es Menschen psychische bzw. seelische Probleme zu überwinden, so wachsen bzw. reifen sie, wie man das beim sogenannten posttraumatischen Wachstum kennt. Deshalb ist es so wichtig, rasch mit Therapie und geeigneten Hilfestellungen beginnen zu können.


Wichtig ist auch die Vorbeugung – Resilienz – um die Widerstandsfähigkeit zu stärken, schwierige Berufs- und Lebenssituationen, Krisen oder Schicksalsschläge zu bewältigen und sich davon zu erholen, ohne über einen längeren Zeitraum beeinträchtigt zu werden.

 

Herzlichen Dank!

Wir bedanken uns sehr herzlich bei unserem Referenten und Experten MR Dr. Albert LINGG für seinen Vortrag und die anschließenden Gespräche und Antworten auf die zahlreichen Fragen.

Ebenso bedanken wir uns bei der Schützengilde Lustenau, bei Walter und Gitte HAGEN, für die Gastfreundschaft und Bewirtung.

Und natürlich bedanken wir uns auch recht herzlich bei den Interessierten der verschiedenen Organisationen, die unserer Einladung zum Impulsvortrag mit Gespräch ins Schützenhaus Lustenau gefolgt sind.

 


 
 
 

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