Gedanken von Lea Wenger-Scherler; ev-ref Pfarrerin in Bürglen BE
Möchtet ihr auch manchmal einfach den Kopf in den Sand stecken, keine Zeitung mehr lesen und keine Nachrichten mehr schauen?
Mir geht es so, im Moment ganz besonders. Es ist irgendwie alles zu viel. Viel Krieg und Tod, viel Terror und Leiden. Eine schlimme Nachricht folgt der anderen. Man weiß schon gar nicht mehr, wo dass es am meisten brennt.
Sich in ein Schneckenhaus zurückziehen, wo man von der Welt nichts mehr hört und sieht, das wäre schön. Ich sage euch jetzt etwas: wir dürfen uns das erlauben, wir müssen sogar, damit wir gesund bleiben. Wir dürfen uns ab und zu ein wenig verschliefen, vielleicht auf’s Sofa mit Blick zum Fenster raus zu den Wolken, die vorbeiziehen, vielleicht in den Garten gehen und das Wintergemüse säen, vielleicht mit einem Freund wieder mal ins Kino einen Film mit Happyend anschauen, vielleicht mit einer Freundin ein Glas Wein trinken und das alles trotz dem Krieg. Das Gefühl, dass man die Welt doch retten sollte für einen Moment in die Pause schicken. Weil genau das ist es doch, was wir manchmal brauchen. Eine Pause von allem. Es ist ja nicht so, dass man nachher dann für immer in diesem Schneckenhaus, wie immer das auch aussieht, bleiben wird. Das ist ja gar nicht möglich. Die Welt holt uns ja sowieso früher oder später wieder ein. Und wenn das dann soweit ist, können wir hoffentlich mit neuer Kraft auf sie zugehen und schauen, was kann ich machen mit meinen Möglichkeiten und Ressourcen.
Jemand, der sich mit unglaublicher Kraft eingesetzt hat für die Menschen und die Welt ist Jesus gewesen. In der Bibel heißt es wie er heilt, tröstet, diskutiert, erzählt und wieder heilt. Es nimmt kein Ende. Und es heißt, dass er an einem Morgen, wo es noch dunkel war, die Stadt verlassen hat. Wie er an einen Ort ging, wo es ganz einsam gewesen ist und wie er dort gebetet hat. Jesus hat eine Pause gebraucht. Er hat sich für einen Moment nur um sich selber gekümmert und nicht um alle anderen. Ich stelle mir vor, wie er vielleicht die Augen zugemacht hat wo er das Gespräch mit Gott gesucht hat, wie er in sich hineingehorcht hat.
Jesus hat dann weitergemacht, ist für und mit den Menschen unterwegs gewesen. Wir müssen nicht heilen und predigen wie Jesus, um uns eine Pause gönnen zu dürfen. Es reicht, dass wir liebende Menschen sind, die die Schwere manchmal einfach nicht mehr ertragen. Und ja, es ist ein Privileg, dass wir so eine Pause machen dürfen, es ist ein Geschenk, eines, das wir annehmen dürfen.
Ich wünsche Euch eine schöne Zeit!
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